Bis ins 18. Jahrhundert war Zucker ein absoluter
Luxusartikel ("weißes Gold"). Süßungsmittel für die Masse der
Bevölkerung war Honig. Zucker aus Rohrzucker, angebaut und verarbeitet
z.B. auf den westindischen Inseln in der Karibik, war teure Importware.
1747
entdeckte Andreas Sigismund Marggraf, Direktor der
Physikalisch-mathematischen Klasse der Königlichen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, den Zuckergehalt der Zuckerrübe (Beta vulgaris
subsp. vulgaris). Danach dauert es mehr als 50 Jahre, bis die Verfahren
zur Zuckergewinnung vom Labormaßstab in die technische Produktion so
weit umgesetzt und gediehen waren, dass die Industrielle
Zuckerverarbeitung sich auch ökonomisch lohnte: um
1801 entsteht
die erste Rübenzuckerfabrik der Welt in Cunern/Schlesien.
Großen Einfluss auf die Beschleunigung der Verfahrensschritte zur
Zuckergewinnung hatte die napoleonische Kontinentalsperre 1806
(Wirtschaftsblockade des europäischen Kontinents gegen England, den
Hauptimporteur): die Zuckerpreis stieg derart in die Höhe, dass sich
auch die Zuckerrüben-Verarbeitung bei einer Ausbeute von nur 2-3% wieder
lohnte.
Ab ca. 1850
waren die technischen Verfahrensschritte so weit
ausgereift, dass der Zuckerpreis durch die industrielle Herstellung
enorm fiel und Zucker zu einem Gegenstand des täglichen Verbrauchs
wurde, auch in den nichtbegüterten Schichten und Kreisen der Bevölkerung
in Europa. Die Tagesproduktion einiger Fabriken betrug schon damals 2500
Tonnen.
Ende des 19. Jahrhunderts erzeugte die Rübenzuckerindustrie bereits
so viel Zucker wie
die traditionelle Rohrzuckerindustrie. Parallel mit der Steigerung der
Verarbeitung lief die Vergrößerung des Zuckergehalts:
|
Durch erfolgreiche Züchtungsmaßnahmen
und
Maßnahmen zur Ertragssteigerung infolge des Einsatzes von
Kunstdünger
konnte sowohl der Zuckergehalt von anfänglich 8% auf 16% (um 1800)
gesteigert werden wie auch die Ausbeute an Zuckerrüben selbst. Die
heutigen Zuckerrüben weisen i.d.R. einen Zuckergehalt von 18-20% auf.
Knapp 16% der eingesetzten Rübenmasse können als Zuckerausbeute gewonnen
werden.
Infolgedessen entwickelten sich in Deutschland ganze Landstriche in
Monokulturen als Zuckerrübenanbauland. Durch den Einsatz von
Kunstdünger wurde wiederum Einfluss auf die chemische Industrie
ausgeübt, die Düngemittelindustrie zu forcieren. Auch auf die
Mechanisierung der Landwirtschaft hatte der forcierte
Zuckerrübenanbau Folgen: Mit der Einführung des Wanzleber Pflugs
(Tiefkulturpflug) und der "Drillmaschine" begann um 1850 in diesem
Sektor der Einsatz mechanischer Maschinen anstatt Handarbeit. Heute
erfolgt der Anbau z.B. mit Einzelkornsähmaschinen. Für die Ernte gibt es
den "Rüben-
vollernter", entweder selbstfahrend oder als Anhänger am
Traktor.
Die abgetrennten Rübenblätter bleiben zur Düngung direkt auf
dem Acker oder werden klein gehäckselt als kraftvolles Viehfutter
verwendet. Auch die anderen Reststoffe bei der Zuckerverarbeitung werden
weiter verarbeitet: die Melasse dient z.B. zur
industriellen
Gewinnung von Alkohol oder als Nährmedium in der Biotechnologie, die
Rübenschnitzel werden besonders als Futtermittel geschätzt,
Zuckerrübensirup (Rübenkraut) wird als Brotaufstrich verwendet.
In den europäischen Ländern ist die Zuckerrübe die Hauptquelle für
Zucker. Die drei größten Produzentenländer sind Deutschland, Frankreich
und Polen. |
Arbeitsaufträge:
1. Stelle die dargestellten Zusammenhänge in einem Diagramm
dar.
2. Welches sind die wichtigsten Düngemittel, wer stellt sie her in
welchen Mengen und wie war das im 19. und 20. Jahrhundert?
3. Informiere dich über die Wachstumsbedingungen der Zuckerrübe.
4. Erarbeite Fakten zur wirtschaftlichen Bedeutung von Zucker in
Deutschland, europa- und weltweit.
Quellen:
Wikipedia: Zucker; Zuckerrübe, Zuckergewinnung;
Schwedt: Chemie und Supermarkt, Informationen zum Einkauf, Köln 2006 |