Handelnde Personen:
|
|
Jean Baptiste Grenouille:
|
Hauptperson;
|
Guiseppe Baldine:
|
Parfumeur und Handschumacher, Grenouilles 2.
Ausbildungsstelle;
|
Madame Arnulfi:
|
Witwe eines Parfumeurs, Inhaberin eines Parfumeurateliers,
Grenouilles Arbeitsstelle in Grasse als 2. Geselle; |
Druot:
|
1. Geselle von Madame Arnulfi |
Arbeitsaufträge: |
|
1. Studiere aufmerksam die Textstellen A
bis D.
2. Kläre unbekannte Fremdwörter und Begriffe mit Hilfe des
Chemie-Lexikons!
3. Welche Trennungsmethoden werden in den einzelnen Textstellen
dargestellt?
4. Welche Naturprodukte werden zur Gewinnung von Duftstoffen verwendet?
5. Welche besonderen Arbeitsbedingungen herrschen bei der Gewinnung der
Duftstoffe?
6. Welche Lösungsmittel werden für die Duftstoffe verwendet?
7. Vergleiche die Textstellen mit den Versuchen A-G: Welcher Versuch
entspricht von der Arbeitsmethode welcher Textstelle? |
Textstelle A: „Mit besonderem Eifer war er (Grenouille)
hingegen bei der Sache, wenn Baldini ihn im Anfertigen von Tinkturen,
Auszügen und Essenzen unterwies. Unermüdlich konnte er Bittermandelkerne
in der Schraubenpresse quetschen oder Moschuskörner stampfen oder fette
graue Amberknollen mit dem Wiegemesser hacken oder Veilchenwurzeln
raspeln, um die Späne dann in feinstem Alkohol zu digerieren. Er lernte
den Gebrauch des Scheidetrichters kennen, mit welchem man das reine Öl
gepresster Limonenschalen von der trüben Rückstandsbrühe trennte. Er
lernte Kräuter und Blüten zu trocknen, auf Rosten in schattiger Wärme,
und das raschelnde Laub in wachsversiegelten Töpfen und Truhen zu
konservieren. Er lernte die Kunst, Pomaden auszuwaschen, Infusionen
herzustellen, zu filtrieren, zu konzentrieren, zu klarifizieren und zu
rektifizieren." (S.123)
|
Textstelle B: „Gelegentlich jedoch, wenn frischer Rosmarin,
wenn Salbei, Minze oder Anissamen am Markt billig zu haben waren, oder
wenn ein größerer Posten Irisknollen oder Baldrianwurzel, Kümmel,
Muskatnuß oder trockne Nelkenblüte eingetroffen waren, dann regte sich
Baldinis Alchimistenader, und er holte seinen großen Alambic hervor,
einen kupfernen Destillierbottich mit oben aufgesetztem Kondensiertopf -
einen sogenannten Maurenkopfalambic, wie er stolz verkündete -, mit dem
er schon vor vierzig Jahren an den südlichen Hängen Liguriens und auf
den Höhen des Luberon auf freiem Felde Lavendel destilliert habe. Und
während Grenouille das Destilliergut zerkleinerte, heizte Baldini in
hektischer Eile - denn rasche Verarbeitung was das A und O des Geschäfts
- eine gemauerte Feuerstelle ein, auf die er den kupfernen Kessel, mit
einem guten Bodensatz Wasser gefüllt, postierte. Er warf die
Pflanzenteile hinein, stopfte den doppelwandigen Maurenkopf auf den
Stutzen und schloss zwei Schläuchlein für zu- und abfließendes Wasser
daran an. ... Allmählich begann es, im Kessel zu brodeln. Und nach einer
Weile, erst zaghaft tröpfchenweise, dann in fadendünnem Rinnsal, floss
Destillat aus der dritten Röhre des Maurenkopfes in eine
Florentinerflasche, die Baldini untergestellt hatte. Es sah zunächst
recht unansehnlich aus, wie eine dünne, trübe Suppe. Nach und nach aber,
vor allem wenn die gefüllte Flasche durch eine neue ausgetauscht und
ruhig beiseite gestellt worden war, schied sich die Brühe in zwei
verschiedene Flüssigkeiten: unten stand das Blüten- oder Kräuterwasser,
obenauf schwamm eine dicke Schicht von Öl.... Von Zeit zu Zeit, wenn das
Destillat wässrig klar geworden war, nahmen sie den Alambic vom Feuer,
öffneten ihn und schütteten das zerkochte Zeug heraus." (S. 124/125)
|
Textstelle C: „Es war die Zeit der Narzissen. Madame Arnulfi
ließ die Blumen auf eigenen kleinen Parzellen Landes ziehen, die sie
unterhalb der Stadt besass, oder sie kaufte sie von den Bauern. Die
Blüten wurden schon in aller Früh geliefert, körbeweise in das Atelier
geschüttet, zehntausendfach, in voluminösen, aber federleichten
duftenden Haufen. Druot unterdessen verflüssigte in einem großen Kessel
Schweine- und Rindertalg zu einer cremigen Suppe, in die er, während
Grenouille unaufhörlich mit einem besenlangen Spatel rühren musste,
scheffelweise die frischen Blüten schüttete. Wie zu Tode erschreckte
Augen lagen sie für eine Sekunde auf der Oberfläche und erbleichten in
dem Moment, da der Spatel sie unterrührte und das warme Fett sie
umschloss. Und fast im selben Moment waren sie auch schon erschlafft und
verwelkt, und offenbar kam der Tod so rasch über sie, dass ihnen gar
keine andere Wahl mehr blieb, als ihren letzten duftenden Seufzer eben
jenem Medium einzuhauchen, das sie ertränkte; denn je mehr Blüten er in
seinem Kessel unterrührte, desto stärker duftete das Fett. Dann
scheffelten und rührten und seihten sie weiter, den ganzen Tag über ohne
Pause, denn das Geschäft duldete keine Verzögerung, bis gegen Abend der
ganze Blütenhaufen durch den Fettkessel gewandert war. Die Abfälle
wurden - damit auch nichts verloren ginge - mit kochendem Wasser
überbrüht und in einer Spindelpresse bis zum letzten Tropfen
ausgewrungen, was immerhin noch ein zart duftendes Öl abgab. Das Gros
des Duftes aber, die Seele eines Meeres von Blüten, war im Kessel
verblieben, eingeschlossen und bewahrt im unansehnlich grauweißen, nun
langsam erstarrenden Fett. Am kommenden Tag wurde die Mazeration, wie
man diese Prozedur nannte, fortgesetzt..." (S. 221/222)
|
Textstelle D: „Hatte sie (Madame Arnulfi) allerdings bei
ihren Erkundigungen den Eindruck gewonnen, der Pomademarkt sei
übersättigt, und werde sich in absehbarer Zeit nicht zu ihren Gunsten
verknappen, so eilte sie wehenden Schleiers nach Hause und gab Druot den
Auftrag, die ganze Produktion einer Lavage zu unterziehen und sie in
Essence Absolue zu verwandeln. Und dann wurde die Pomade wieder aus dem
Keller geholt, in verschlossenen Töpfen aufs vorsichtigste erwärmt, mit
feinstem Weingeist versetzt und vermittels eines eingebauten
Rührwerks...gründlich durchmischt und ausgewaschen. Zurück in den Keller
verbracht, kühlte diese Mischung rasch aus, der Alkohol schied sich vom
erstarrenden Fett der Pomade und konnte in eine Flasche abgelassen
werden. Er stellte nun quasi ein Parfum dar, allerdings von enormer
Intensität, während die zurückbleibende Pomade den größten Teil ihres
Duftes verloren hatte. Abermals war also der Blütenduft auf ein anderes
Medium übergegangen. Doch damit war die Operation nicht zu Ende. Nach
gründlicher Filtrage durch Gazetücher, in denen auch die kleinsten
Klümpchen Fett zurückgehalten wurden, füllte Druot den parfümierten
Alkohol in einen kleinen Alambic und destillierte ihn über dezentestem
Feuer langsam ab. Was nach der Verflüchtigung des Alkohols in der Blase
zurückblieb, war eine winzige Menge blass gefärbter Flüssigkeit..: Das
schiere Öl der Blüten, ihr blanker Duft, hunderttausendfach konzentriert
zu einer kleinen Pfütze Essence Absolue." (S. 223/224)
|
Textstelle E: „ Ende Juli begann die Zeit des Jasmins, im
August die der Nachthyazinthe. Beide Blumen waren von so exquisitem und
zugleich fragilem Parfum, dass ihre Blüten nicht nur vor Sonnenaufgang
gepflückt werden mussten, sondern auch die speziellste, zarteste
Verarbeitung erheischten. Wärme verminderte ihren Duft, das plötzliche
Bad im heißen Mazerationsfett hätte ihn völlig zerstört. Diese edelsten
aller Blüten ließen sich ihre Seele nicht einfach entreißen, man musste
sie ihnen regelrecht abschmeicheln. In einem besonderen Beduftungsraum
wurden sie auf mit kühlem Fett bestrichene Platten gehüllt und mußten
sich langsam zu Tode schlafen. Erst nach drei oder vier Tagen waren sie
verwelkt und hatten ihren Duft an das benachbarte Fett oder Öl
abgeatmet. Dann zupfte man sie vorsichtig ab und streute frische Blüten
aus. Der Vorgang wurde wohl zehn, zwanzig Mal wiederholt, und bis sich
die Pomade sattgesogen hatte und das duftende Öl aus den Tüchern
abgepresst werden konnte, war es September geworden. Die Ausbeute war
noch um ein wesentliches geringer als bei der Mazeration. Die Qualität
aber einer solchen durch kalte Enfleurage gewonnen Jasminpaste oder
einer Huile Antique de Tubereuse übertraf die jeden anderen Produkts der
parfümistischen Kunst an Feinheit und Originaltreue." (S. 227/228) |
|