Verfahren zur
Abschätzung des Verhältnisses von Wasserstoffbrückenbindungen
zu Van-der-Waals-Kräften bei geradkettigen Alkoholen
Bei Alkoholen stellt sich die Frage, ob - in
Abhängigkeit von der Kettenlänge - mehr die
Wasserstoffbrückenbindung
oder die Van-der-Waals-Kräfte
als
Sekundärbindungskräfte den Siedepunkt beeinflussen. Grundsätzlich
gesehen wirken beide Kräfte zusammen, welche Kraft hat jedoch bei
welchem Alkohol den größeren Anteil? Und: warum nimmt die
Wasserlöslichkeit von Propanol zu Butanol so rapide ab? Aus Gründen der
Datensicherheit werden nur Alkane und Alkanole von C1-C10 verglichen. |
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Zur Lösung dieser Frage werden die
Siedepunkte der n-Alkane und
n-Alkanole
zunächst graphisch dargestellt. Dabei wird deutlich, dass die
Siedepunktskurve der
Alkanole
fast linear verläuft, mit einem kleinen „Knick” bei Ethanol. Die
Siedepunktskurve der Alkane verläuft wesentlich tiefer, stetig steigend,
wobei die Steigung selbst mit wachsender Anzahl der C-Atome abnimmt.
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Im nächsten Schritt wird die fast lineare Siedepunkts”kurve” der
Alkanole
um
einen Faktor X verringert, so dass die Kurve („Gerade”) in ihrem
Endpunkt die Siedepunkts-Reihe der
Alkane
berührt (1. Hilfslinie). Da die Cn-Alkanole
vergleichbare molekulare Massen haben wie die Cn+1-Alkane,
kann der Faktor
Molekülmasse
bei diesem Vergleich eliminiert werden: der Abstand der beiden
„Geraden” (SdP-Alkanole und 1. Hilfslinien) in Richtung der
Siedepunktsgeraden voneinander entspricht dem Einfluss der
molaren Masse auf den Siedepunkt. Eine
Parallele zur 1. Hilfslinie (2. Hilfslinie),
beginnend am Siedepunkt von Methan, ergibt den Raum, den sich
Wasserstoffbrückenbindungen und Van-der-Waals-Kräfte teilen.
Geht man nämlich von der
Annahme
aus, dass im
Methan 100%
Van-der-Waals-Kräfte existieren und umgekehrt im
Methanol 100%
Wasserstoffbrückenbindungen und keine
Van-der-Waals-Kräfte, bzw. im C10-Alkan ebenso wie im
C10-Alkanol nur 100% Van-der-Waals-Kräfte, kann man die Strecke
zwischen Methan/Methanol und Decan/Decanol nach dem Strahlensatz
bzw.
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Verhältnisrechnung prozentual aufteilen und
den einzelnen Alkanen bzw. Alkanolen prozentuale Anteile an den
beiden Sekundärbindungskräften zuteilen. |
Danach ergibt sich folgende
Verteilung von Wasserstoffbrückenbindungen zu
Van-der-Waals-Kräften in den einzelnen Alkanolen
(s.
Tabelle).
Gut mit dieser Reihe korrespondiert die
Wasserlöslichkeit
der einzelnen Alkanole, die erst ab Butanol drastisch
zurückgeht, weil hier nun mit 59% die Van-der-Waals-Kräfte
deutlich stärker sind, während in Propanol noch die
Wasserstoffbrückenbindungen mit 57% überwiegen.
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Gleichzeitig macht dieser Vergleich deutlich,
warum gerade
1-Propanol und
Ethanol so gute Lösungsmittel sowohl für hydrophile wie
hydrophobe Stoffe sind: die hydrophile Wirkung übertrifft die
lipophile Wirkung, diese ist aber noch groß genug ist, um
ähnliche Stoffe zu lösen. Obwohl der WBB-Anteil bei Butanol noch
recht hoch ist, reicht es doch nicht mehr, um eine unendliche
Löslichkeit zu erzielen.
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Alkanol |
C1 |
C2 |
C3 |
C4 |
C5 |
C6 |
C7 |
C8 |
C9 |
C10 |
WBB-Anteil [%] |
100 |
76 |
57 |
41 |
29 |
22 |
15 |
10 |
5 |
0 |
VdWK-Anteil [%] |
0 |
24 |
43 |
59 |
71 |
78 |
85 |
90 |
95 |
100 |
WL |
∞ |
∞ |
∞ |
7,9 |
2,3 |
0,6 |
0,2 |
0,05 |
n.b. |
n.b. |
Legende: WL: Wasserlöslichkeit
[g/100 g Wasser], n.b.: nicht bekannt. |
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Grundsätzlich
wirken
beim Siedepunkt beide Sekundärbindungskräfte zusammen,
interessant ist aber doch, welche von beiden welchen Anteil
bei einem bestimmten Alkanol besitzt. Dieses Verfahren macht
eine quantitative Aufteilung verständlich und gibt eine
Erklärung für die überraschende Änderung der Wasserlöslichkeit
vom 1-Propanol zum 1-Butanol. |
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update am
02.02.2021
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