1. Tabellarische Zusammenfassung:
V-Nr. |
Versuchsbedingungen |
Versuchsergebnisse |
1. |
Ethen + Bromwasser, Br2(aq) |
- schnelle Entfärbung
- saure Reaktion
- Bildung von AgBr(s) |
2. |
Ethen + Br2(PER) |
keine Entfärbung: keine Reaktion |
3. |
Br2(aq) in a) Hexen b) Cyclohexen c) PER |
langsamere Reaktion in a) und b) als V1, saure Reaktion, AgBr-Bildung
in c) keine Reaktion |
4. |
Br2(PER) in a) Hexen b) Cyclohexen |
langsame Entfärbung keine saure Reaktion |
5. |
a) Propen + HBr b) 2-Methyl-propen + HBr |
–> 2-Brom-propan, wenig 1-Brom-propan –> 2-Brom-2-methyl-propan, wenig 1-Brom-2-methyl-propan |
2. Elektrophile Addition von Halogenen
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1. Schritt:
In einem
Brom-Molekül, das sich der C=C-Doppelbindung des Alkens nähert, findet
eine Polarisierung statt, d.h. das Bindungselektronenpaar verschiebt
sich in der Weise, wie es in der Abb. mit Hilfe der Partialladungen
angedeutet ist: Br*+- Br*-.
Es kommt zur Ausbildung einer Wechselwirkung zwischen dem Elektronenpaar
aus der Doppelbindung und dem positivierten Br-Atom im Brom-Molekül
(sog. Tradukt, von (lat). tra(ns)ducere, hinüberführen). Das Tradukt
kann entweder in die Ausgangsstoffe zerfallen (Rückreaktion) oder über
eine Weiterreaktion in ein Bromid-Anion und ein cyclisches Bromonium-Ion
(Interdukt, interducere (lat).: dazwischenführen) übergehen. Darin
überbrückt das Brom-Atom die ursprüngliche Doppelbindung und bildet
mit den beiden C-Atomen einen dreigliedrigen Ring (cyclischer
Übergangszustand, in dem die positive Ladung über drei Atome „verschmiert"
ist).
2. Schritt:
Das abgespaltene Brom-Anion greift eines der beiden
C-Atom des Bromonium-Ions von der Rückseite aus an, die ja beide eine
positive Partialladung tragen und bildet damit eine
Elektronenpaarbindung aus. Gleichzeitig wird damit der cyclische Zustand
aufgehoben und das darin schon vorhandene Brom-Atom wird an das andere
C-Atom kovalent gebunden.
Erklärung der Beobachtungen:
Da die Bromaddition über ionische Zwischenstufen verläuft, ist die
Reaktionsgeschwindigkeit in dem Lösungsmittel größer, das
ionische Zwischenstufen begünstigt, also in einem polaren LM wie
Wasser. Hier treten die LM-Moleküle mit den Ionen in elektrostatische
Wechselwirkung und stabilisieren deren Ladungen. Da bei der Reaktion ein
cyclisches Bromonium-Ion auftritt, kann dieses auch durch andere
nucleophile Teilchen als das Brom-Anion angegriffen werden, z.B. durch
das LM-Molekül Wasser selbst. In diesem Fall bildet sich über ein
Hydronium-Ion ein Bromalkohol und hydratisierte Protonen sowie
Brom-Anionen. Das erklärt die saure Reaktion und die Bildung des AgBr-Niederschlags mit AgNO3(aq) (Konkurrenzreaktion zur
Brom-Addition) |
3. Rolle und Bedeutung des LM:
Das LM unterstützt oder behindert die Polarisierung des Agens durch
die C=C-Doppelbindung und unterstützt oder behindert die Ausbildung der
ionischen Zwischenstufen Bromonium-Ion und Brom-Anion. Ein polares LM
wie Wasser mit positiven und negativen Partialladungen unterstützt die
Reaktion, ein unpolares, weil symmetrisch aufgebautes LM wie PER
unterstützt die Polarisierung nicht. Deswegen ist PER trotz seiner
Doppelbindung nicht fähig zur Elektrophilen Addition (Versuch 3) und
behindert in seiner Funktion als LM die Addition von Brom (Versuch 4).
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Versuch 4:
Die langsame
Entfärbung von in PER gelöstem Brom(PER) durch Hexen bzw.
Cyclohexen liegt einerseits an der fehlenden Polarisierung des Broms
durch das PER und andererseits an der „Dämpfung" der
Elektronendichte der C=C-Doppelbindung durch die der C=C-Doppelbindung
benachbarten Alkylgruppen des Hexens und des Cyclohexens. Da kein Wasser
im Spiel ist, kann auch kein Hydronium-Ion entstehen.
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4. Induktiver Effekt:
Die Übertragung einer Bindungspolarisierung auch auf benachbarte
Bindungen nennt man den
Induktiven Effekt. Substituenten, die durch ihre
hohe
Elektronegativität einen Elektronensog auslösen, durch den sie
selbst eine negative Partialladung erhalten, üben einen -I-Effekt aus.
Demgegenüber besitzen Substituenten, die Elektronen schiebend auf die
benachbarten Bindungen wirken und damit die positive Partialladung
erniedrigen, einen +I-Effekt aus. Der +I-Effekt steigt in der
Reihenfolge
C←CH3
< C ←CH2-CH3
< C←C(CH3)2
< C←C(CH3)3
←
stellt sowohl die Bindung als
auch die
Richtung des I-Effektes dar.
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Versuch 5:
In
diesem Fall bildet sich ein nicht-cyclisches Carbokation, in dem
die schwach polare H-Br-Bindung durch die Doppelbindung direkt
gespalten wird, sich dieses |
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Carbokation =Carbeniumion
ausbildet und im nächsten Schritt das Anion addiert wird. Das H+-Ion
lagert sich nun an dasjenige C-Atom an, das schon mehr H-Atome
trägt, so dass möglichst viele Methyl-gruppen entstehen,die
das Carbenium-Ion stabilisieren. Regel von Markownikow: (mit w
oder ff geschrieben): „Denn der hat, dem wird gegeben
werden".
Übersetzt: dasjenige C-Atom, das schon die meisten H-Atome
gebunden hat, bekommt noch mehr, weil dann mehr Alkylgruppen
entstehen.
Im Falle von 2-Methyl-propen entsteht ein
2-Methyl-propen-Carbenium-Ion, das mit drei Methylgruppen die
positive Ladung am zentralen C-Atom stabilisiert, würde das
H-Ion an das mittlere C-Atom gehen, würden nur 2 Methyl- bzw.
eine Isopropylgruppe das Carbenium-Ion stabilisieren. |
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