WAZ PARIS. Zum zweiten Mal
innerhalb von 48 Stunden hat ein Sturm Frankreich mit Tod und Verwüstung
überzogen.
Auch über Nordspanien und die Schweiz fegten
starke Böen hinweg. Betroffen war vor allem der Südwesten Frankreichs. Hier
forderte der jüngste Sturm weitere 28 Menschenleben. Damit stieg die Zahl
der Todesopfer seit Sonntag auf 73. Frankreich bat seine Nachbarn um
Hilfe. |
3,5 Mio Haushalte waren
nach den Stürmen ohne Strom, über 100 Gemeinden ohne Trinkwasser. Viele
historische Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Die Schäden im Land sind unabsehbar. Hinzu kommt die Furcht vor einer
Ölpest an der französischen Küste, wo mittlerweile 400 Kilometer
verschmutzt sind. Die Besatzung von Ölauffang- schiffen mussten in
der stürmischen See hilflos |
zusehen, wie
das Öl sich ausbreitete. Hohe Wellen machten ein Absaugen des Ölbreis
unmöglich.
Nach Ansicht des Potsdamer Klimaforschers Gerstengarbe sind Orkane die
Folge der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung. Die Winde aus
West hätten um 40% zugenommen, sagte er der WAZ.
(WAZ vom 29.12.99) |
Sturm
ernten
Die Stürme sind von Menschen entfacht.
Daran hat die Wissenschaft kaum noch Zweifel. Die 90er Jahre waren das
wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 130
Jahren. 1999 ist das 21. Jahr in Folge mit über- durchschnitt-
lichen Temperaturen. Sieben der weltweit wärmsten Jahre wurden in diesem
Jahrzehnt gemessen. Zufall? Die Katastrophen sind hausgemacht. Das
betrifft nicht nur den fürchterlichen Orkan, der sich über Europa
austobte. Es betrifft auch die immer häufigeren Hochwasser und die
Schneekatastrophe im letzten Winter. Wie viele Jahrhundertfluten, Jahrhunderthochwasser |
und -stürme
hat dieses Jahrhundert eigentlich schon erlebt? Ihre Zahl wird
jedenfalls weiter zunehmen, da sind sich die Klimaforscher einig. Die
Zusammenhänge zwischen Klimakatastrophen und globaler Erwärmung seien noch
nicht genügend erforscht, mahnen einige. Natürliche Klimaschwankungen habe es seit jeher gegeben, 130 Jahre
Wetterstatistik würden da wenig aussagen. Zudem könnten vulkanische
Aktivitäten oder die Einflüsse der Sonne eine wichtige Rolle spielen.
Das alles mag sein, doch mit Gegenmaßnahmen kann nicht gewartet werden,
bis allerletzte Gewissheit |
herrscht. Doch es besteht nur geringe Hoffnung, dass schnelle und wirksame
Maßnahmen ergriffen werden, den Ausstoß der Treibhausgase zu reduzieren. Das
größte politische Gewicht haben in dieser Frage noch jene, die weiter
wirtschaften wollen wie bisher. Und nicht zu Unrecht verweist die Politik
darauf, dass nationale Alleingänge erfolglos bleiben müssen. Daher müssen
die europäischen Staaten jetzt gemeinsam eine wirksame Regelung auf den Weg
bringen, die Treibhausgase zu reduzieren. Denn es
fehlt die Zeit, um auf die ganze Welt zu warten.
Christopher Onkelbach |
Weitere Aussagen von F.W.Gerstengabe (WAZ vom
29.12.1999) [Potsdamer Klima-Institut]
- Winde aus West blasen doppelt so lange wie früher aus dieser
Richtung
- Folge: heftigere Niederschläge und häufigere Stürme
- Vor der Lawinenkatastrophe im Winter 1999: 14 Tage Wind aus
Nord-West
- Seit 1970 gibt es auf der Landoberfläche der Erde kein Fleckchen
mehr, an dem die Temperatur wieder abnimmt.
- Die allgemeine Erwärmung ist Ursache der Westwinde.
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