Beispielklausur
aus den Richtlinien Bearbeitung eines Modellversuchs und fachspezifischer Vorgaben zur Synthese von Ethansäurebutylester a) Fachspezifische Vorgaben Angaben zum Demonstrationsexperiment: Reaktionsgemisch: 1 mol Ethansäure, 2 mol 1 Butanol, 1 ml konzentrierter Schwefelsäure. In der Vorlage befinden sich zusätzliches Butanol und blau angefärbtes Wasser. b) Arbeitsaufträge:
c) Zusatzinformationen:
Konkrete unterrichtliche Voraussetzungen Die Aufgabe kann im Rahmen einer Klausur etwa 6-8 Wochen vor Ende der Jahrgangsstufe 11 gestellt werden. Zu den obligatorischen Themenfeldern der Jahrgangsstufe 11 wurden jeweils eine Unterrichtsreihe durchgeführt. Für die Themenfelder wurde die Reihenfolge C, A, B gewählt. Unterrichtsreihe zum Themenfeld C:
Kohlenstoffdioxid-Carbonat-Kreislauf Für die Bearbeitung der Aufgaben sind besonders die behandelten Unterrichtsgegenstände aus dem Themenfeld A "Vom Traubensaft zum Aromastoff" von Bedeutung. Hier wurde durch alkoholische Gärung Ethanol hergestellt, untersucht und in die homologe Reihe der Alkanole eingeordnet. Dabei wurde auch der Begriff des azeotropen Gemischs eingeführt. Nach Behandlung der Oxidationsprodukte wurde am Beispiel der Reaktion von Ethansäure mit Ethanol in die Stoffgruppe der Ester eingeführt und auf Ester anderer Alkansäuren und Alkohole ausgeweitet. Das Lösungsverhalten von verschiedenen Alkoholen - auch von Butanol - und von Ethansäureethylester in Wasser und Hexan wurde bei Raumtemperatur experimentell untersucht und unter Anwendung der eingeführten Fachbegriffe erklärt. Ein Referat beschäftigte sich mit dem natürlichen Vorkommen und der Bedeutung der Ester in der Natur und de technischen Anwendung. Der experimentell bestimmte unvollständige Ablauf der Estersynthese führte zu der Frage nach dem zeitlichen Ablauf der Reaktion, die durch die quantitative Untersuchung der Bildung und Verseifung von Ethansäurebutylester geklärt wurde. Der Systembegriff, die Begriffe Reaktionszeit und Reaktionsgeschwindigkeit wurden hier ebenso eingeführt wie der Begriff des chemischen Gleichgewichts und die Gleichgewichtskonstante. Das Massenwirkungsgesetz wurde formuliert und Gleichgewichtskonzentrationen für einfache Reaktionen bei gegebener Gleichgewichtskonstante und gegebenen Ausgangskonzentrationen berechnet. Der Einfluss des Katalysators auf die Reaktionsgeschwindigkeit und auf die Gleichgewichtslage wurde bei der Estersynthese geklärt. Im Hinblick auf die Beeinflussung von Gleichgewichten wurde bislang der Temperatureinfluss und die Erhöhung der Konzentration eines Edukts experimentell untersucht und erklärt. Im Themenfeld B "Ein technischer Prozess" wird zum Zeitpunkt der Klausurvorbereitung die Unterrichtsreihe "Methyltert.-butylether-Synthese" behandelt. Dabei wurde von den Vorgängen im Motor ausgegangen und die Bedeutung früher verwendeter Treibstoffzusätze, insbesondere für die Klopffestigkeit des Benzins, aber auch für die Umwelt, thematisiert. Methyltert.-butylether, ein aktueller Benzinzusatzstoff, soll im Unterricht synthetisiert werden. Anschließend soll die technische Synthese in ihrer Durchführung und ihrer wirtschaftlichen Verknüpfung analysiert werden. Die Apparatur des Wasserauskreisers ist der Lerngruppe nicht bekannt. Das Anfertigen beschrifteter Versuchsskizzen wurde im Rahmen von Versuchsprotokollen eingeübt. Die Übertragung auf die kontinuierliche Prozessführung in der Technik erfordert den Transfer von neuen Ergebnissen aus dem Modellversuch auf den technischen Vorgang. Dieses setzt ein gesichertes Verständnis des Ablaufs chemischer Reaktionen, des chemischen Gleichgewichts und der Beeinflussungsmöglichkeiten voraus. Konkrete Beschreibung der zu erwartenden Schülerleistungen
Zur Bewertung: Die hier vorgeschlagene Punktvergabe berücksichtigt die Anforderungsbereiche etwa in folgendem prozentualen Verhältnis: Anforderungsbereich I: 35% Für die Bearbeitung dieser Aufgabe kann die Note ausreichend erteilt werden, wenn die Arbeitsaufträge 1. und 2. richtig und weitgehend vollständig gelöst wurden. Zu 3. muss die Gleichung für das Massenwirkungsgesetz richtig aufgestellt sein, und es muss ein Ansatz zur Ausbeuterechnung vorliegen. Zu 4. und 5. reicht dann die Nennung einzelner Aspekte ohne Begründung. Für die Note gut müssen z.B. die Arbeitsaufträge 1. - 3. im wesentlichen richtig gelöst sein. Zu 4. muss erkannt worden sein, dass durch dieses Verfahren das Wasser aus dem Reaktionsgemisch abgetrennt werden kann. Für den technischen Ablauf in 5. müssen zwei Bedingungen richtig erklärt worden sein. Insgesamt muss sich die Darstellung durch einen sicheren Gebrauch der eingeführten Fachbegriffe und eine angemessene äußere Form auszeichnen. Bemerkungen zur Wahl der Aufgabe Die Aufgabe zeigt, wie im Unterricht erworbene chemische Grundkenntnisse zu Ablauf und Steuerung chemischer Reaktionen, zur Auswertung eines Modellexperiments und zur Deutung von Grundzügen eines technischen Prozesses angewendet werden können. Es liegt eine deutliche Verknüpfung der Bereiche 1 und 2 des Faches vor. Dabei werden Kenntnisse überprüft, die besonders im Rahmen der Unterrichtsreihe zum Themenfeld A erarbeitet wurden. Durch den Anwendungsbezug wird gleichzeitig die Verbindung zu Inhalten des gerade erst begonnen Themenfeldes B hergestellt. Die Aufgabe entspricht vom Aufgabentyp und von der Konstruktion schon den Aufgaben der Qualifikationsphase. Sie bereitet somit die Schülerinnen und Schüler auf die zukünftigen Anforderungen vor. Sie ist klar strukturiert und zeigt im Verlauf der Arbeitsaufträge einen ansteigenden Schwierigkeitsgrad, so dass für alle Schülerinnen und Schüler ein leichter Zugang gegeben ist. In den folgenden Arbeitsaufträgen können sie ihre ganze Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. 1. Bereich des Faches: Durch die Arbeitsaufträge 1. - 3. werden unterschiedliche fachliche Inhalte und Qualifikationen mit geringerem Schwierigkeitsgrad überprüft. Zur Deutung des Demonstrationsexperimentes müssen die bislang erworbenen Kenntnisse zum Ablauf und zur Steuerung chemischer Reaktionen mit den Versuchsbeobachtungen und mit den Zusatzinformationen verknüpft werden. 2. Bereich des Faches: Die Informationen zur Produktionsmenge und zur Verwendung von Ethansäurebutylester stellen den unmittelbaren Anwendungsbezug der Aufgabe her. Die Erklärung des Ablaufs des technischen Verfahrens erfordert die Anwendung von im Unterricht erworbenem chemischen Grundwissen. 3. Bereich des Faches: Der Arbeitsauftrag 5. verlangt eine selbstständige Übertragung der Kenntnisse auf den nur kurz beschriebenen technischen Prozess. Die Bedeutung des kontinuierlichen Verfahrensablaufes muss im Zusammenhang mit der Produktionsmenge und den Reaktionsbedingungen gesehen werden. Energetische Aspekte einer Prozessführung sind im Unterricht bislang nicht an konkreten technischen Verfahren thematisiert worden. Die Erklärung der Bedingungen des Syntheseverfahrens stellt somit besonders hohe Anforderungen an die Selbstständigkeit der Lernenden. Zur Auswahl und Gestaltung der zweiten Aufgabe1 Die zweite Aufgabe müsste sich auf Inhalte der laufenden Unterrichtsreihe "Methyltert.-butylether-Synthese" beziehen. Sie muss im Umfang aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Klausuren in der Jahrgangsstufe 11 deutlich kürzer sein. Eine Gleichgewichtigkeit der beiden Aufgaben, wie sie in der schriftlichen Abiturprüfung gefordert ist, kann und muss hier nicht erreicht werden. In der Gesamtbewertung bekäme diese Aufgabe etwa einen Anteil von 40%. In der Aufgabe könnte die Bearbeitung fachspezifischen Materials zum Einsatz von Benzin in Verbrennungsmotoren gefordert werden. Dabei sollte u.a. der Begriff "Octanzahl" definiert und seine Bedeutung erläutert werden. Anhand der gestellten Reaktionsgleichung für die Verbrennung von z.B. Isooctan könnte im Weiteren die Umwandlung von chemischer Energie in Wärme- und Bewegungsenergie erklärt werden. Auch die Entstehung von schädlichen Abgasen als Folge von Nebenreaktionen könnte aufgezeigt werden. Somit verlangt diese Aufgabe im Wesentlichen Leistungen im reproduktiven und leichteren Transferbereich. 1 Für die Jahrgangsstufen 11 und 12 werden jeweils zwei Aufgabenbeispiele konstruiert. Diese Aufgaben wären für eine Klausur jeweils durch eine weitere Aufgabe zu ergänzen. Der Umfang wird wegen der begrenzten Bearbeitungszeit geringer ausfallen müssen. |
update: 02.02.21 zurück zur Hauptseite
Quelle: Sekundarstufe
II - Gymnasium/Gesamtschule
Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung - Aufgabenbeispiele für die
gymnasiale Oberstufe in Nordrhein-Westfalen: Chemie; Heft 4723/1 ISBN
3-89314-631-8
Herausgegeben vom Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes NW; Völklinger Straße 49, 40221 Düsseldorf;