Die
Beobachtungen zu
LV4 (Natriumchlorid-Direktsynthese) zeigen, dass
diese Reaktion stark exotherm verläuft. Für 2 Mole gebildeten
Natriumchlorids entsprechend der Reaktionsgleichung wird dabei eine Reaktionswärme
von 822 kJ freigesetzt:
DHR
= -822 kJ.
Andererseits finden wir bei der Aufstellung der Redoxgleichungen die
Teilgleichungen der Oxidation und der Reduktion mit folgenden
Energiebeträgen:
(1) Oxidation: 2 Na —> 2 Na+ + 2 e¯;
Ionisierungsenergie
DHI
= + 1004 kJ
(2) Reduktion: Cl2 + 2 e¯
—> 2 Cl¯;
Elektronenaffinität
DHE
= - 726 kJ
Betrachtet man die energetischen Aspekte dieser beiden
Prozesse, dann steht für die Reaktion von 2 Na(s) + Cl2(g)
—> 2 NaCl(s) dem aufzuwendenden Energiebetrag von +1004 kJ/mol
für die Ionisierung der Na-Atome ein freiwerdender Energiebetrag
von -726 kJ/mol für die Ionisierung der Cl-Atome (Elektronenaffinität)
gegenüber. Also dürfte diese Reaktion eigentlich gar nicht ablaufen!
Es muss also noch andere Schritte in dem Gesamtprozess geben, die
dafür sorgen, dass die NaCl-Synthese im Endeffekt eine exotherme
Reaktion mit einer Reaktionswärme von -822 kJ ist.
Bei der NaCl-Synthese bestehen weder die Edukte noch die Produkte aus
voneinander isolierten Teilchen: Natrium-Atome befinden sich im festen
Zustand in einem Natrium-Atomgitter, im Chlorgas sind jeweils zwei Atome
zu einem Molekül verbunden. Im Natriumchlorid sind sehr sehr viele
Ionen in einem Ionengitter angeordnet. Betrachtet man die Einzelschritte
der Reaktion, findet man folgende Vorgänge mit den entsprechenden
Energiebeträgen: |
Einzelschritte für 2 Na(s) + Cl2(g) —> 2
NaCl(s): siehe Abbildung! |
Symbol |
Enthalpiebetrag |
1. Na-Atome verdampfen aus dem festen Natrium:
Sublimation; Sublimationsenthalpie |
DHS |
+ 218 |
2. Gasförmige Chlormoleküle müssen in
Chloratome gespalten werden: Dissoziation;
Dissoziationsenthalpie |
DHD |
+ 242 |
3. Natrium-Atome geben Elektronen ab:
Ionisierungsenergie |
DHI |
+ 1004 |
4. Chlor-Atome nehmen Elektronen auf:
Elektronenaffinität |
DHE |
- 726 |
5. Gasförmige Na+ - und ClG-Ionen bilden ein festes kristallines
Gitter: Gitterenergie |
DHG |
?
= __________ |
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Die
Reaktionswärme
(Reaktionsenthalpie) der
Reaktion 2 Na(s) + Cl2(g) –> 2 NaCl(s) beträgt
DHR=
- 822 kJ. Rechnet man alle freiwerdenden und aufzuwendenden
Energiebeträge gegeneinander auf:
DHS +
DHD
+ DHI +
DHE
+ DHG =
DHR <==>
DHG = -
DHS -
DHD
- DHI -
DHE
+ DHR = ______,
so wird deutlich, dass allein die freiwerdende _____________________
dafür sorgt, dass der Gesamtprozess als
exotherme
Reaktion
abläuft. Die Gitterenergie beträgt
dann: _________ kJ/mol
gebildeten NaCl. |
Schlussfolgerung:
Die Triebkraft
der Reaktion ist die Bildung energiearmer und damit stabiler
Ionenkristalle im festen Zustand.
Die Entstehung dieses Zustandes
wird im Born-Haber-Kreisprozess
dargestellt: Von den Edukten zum Produkt über die Freiwerdung der
Reaktionsenergie oder von den Edukten zum Produkt über die
einzelnen Schritte Sublimation, Dissoziation, Ionisierung und
Elektronenaffinität.
Für die starke Wärme- und Lichtentwicklung der
NaCl-Synthese ist also die Energie, die freigesetzt wird, wenn sich aus
Ionen im Gaszustand ein Gitter im festen Zustand bildet - die
Gitterenergie
- verantwortlich. Die Gitterenergie ist bei vielen Ionenverbindungen im
Betrag viel größer als die Summe der Energien bei der Bildung der
Ionen.
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Quelle: Tausch, von Wachtendonk: Chemie 2000+, Band 2, Bamberg 2004
siehe dazu auch:
Der
Born-Haber-Kreisprozess
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